Finn Dinghy Frühjahrscup am Müggelsee 2025

Finn Dinghy Frühjahrscup am Müggelsee 2025


Nachdem unsere Oberschenkel eine Woche Zeit zur Regeneration hatten und Annes wunde Finger zumindest teilweise verheilt waren, stand nun die erste Bewährungsprobe an: die Erprobung unserer frisch erworbenen Fähigkeiten aus dem Finn Frühstart Trainingslager in einer echten Wettfahrt. Gemeinsam reisten wir mit unserem Doppeltrailer zum Müggelsee, um dort am Frühjahrscup teilzunehmen.

Die Organisation vor Ort war wie gewohnt reibungslos. Begrüßt wurden wir direkt vom Hafenmeister und Herrn Deutschmann – beide kennen wir mittlerweile gut. Auf dem Weg über die Autobahn trafen wir sogar Max Trommer, unseren „Trainer“ vom Finn-Frühstart-Training der Vorwoche, der ebenfalls auf dem Weg zum Frühjahrscup war. Nach dem Aufbau unserer Boote ging es erstmal ins nahegelegene Simply Asia – dort gibt’s leckeres asiatisches Essen in Restaurantqualität, garniert mit ehrlichen, einheimischen Longdrinks. Empfehlung am Rande. 😉

Kleiner Spoiler im vorraus: Beim Schreiben des Textes ist mir aufgefallen, das ich Harald Weichert gar nicht erwähnte. Der Mann war einfach im Godmode overpowered unterwegs. Er fuhr sein eigenes Rennen, ganz vorn! Frustrierend aber auch irgendwie krass genial. Ich hatte in einer Wettfahr mit ihm ein „Duell“ in dem ich eigentlich in der sicheren Leeposition war. Naja ich hab das ca. 100m durchgehalten. Danach haben meine Oberschenkel so gebrannt, das ich kurz rein musste. Das waren dann wieder 2m für Harald. Und so schob er sich langsam aber sicher an mir vorbei. Ein unheimlich starker Segler. Taktisch wie Kräfte mässig einfach eine andere Liga!

Samstag: Auf in den Kurs!

Am Samstagmorgen ging es mit unseren beiden Lieblingsbooten aufs Wasser. Bei Nordwind von 10 bis 15 Knoten – eher ungewöhnlich für den Müggelsee – wurde ein olympischer Kurs über die gesamte Seefläche ausgelegt. Die Finns starteten zuerst, dann folgten die 420er, schließlich die Piraten. Das Teilnehmerfeld war mit 15 Booten übersichtlich, aber gut besetzt.

Die linke Seite war leicht bevorteilt, also segelten viele mit Backbordbug die Linie entlang, um beim Startschuss möglichst schnell hochluven und freie Bahn haben zu können. Zum Glück hatten wir genau das oft geübt. Ich kam gut vom Start weg, hielt mich während der Wettfahrt stabil zwischen Platz 5 und 7. Auf der letzten Zielkreuz setzte ich alles auf eine Karte und fuhr bewusst links vor der Kreuztonne an, wo unter Land starke Dreher lauerten. Die Taktik ging auf – ich kam als Vierter ins Ziel, direkt vor Max! Unglaublich, wenn man sich meine Platzierungen aus dem letzten Jahr anschaut.

Anne hatte leider keinen guten Lauf und landete auf Platz 14 – aber das sollte sich noch ändern! Max quittierte mein Ergebnis mit einem grinsenden: „Das war aber so nicht abgesprochen. Beim nächsten Mal bleibst du bitte wieder hinter mir!“

Wettfahrt 2 & 3: Anne dreht auf!

In der zweiten Wettfahrt lief es bei mir nicht mehr ganz so rund. Ich steckte zu lange in Abwinden fest und kam einfach nicht frei. Anne hingegen setzte das Gelernte souverän um, segelte wie auf Schienen durchs Feld und sicherte sich einen hervorragenden 7. Platz. Das sah wirklich wie ein Profi aus. Der Baum bis aufs Deck gezogen, das Segel in einer glatten Schalenform, der Carbonmast gebogen! Ich folgte ihr als Achter ins Ziel – und war ehrlich begeistert!

Ein polnischer Kollege (POL 80, Ryszard) hatte technische Probleme mit seinem neuen Boot: Eine falsch umgesetzte Konfiguration führte zu einem Leinenwirrwarr, der ein sauberes Rennen unmöglich machte. Er kassierte gweollt und bewusst ein DNF um beim nächsten Lauf wieder mit vollem Einsatz dabei zu sein.

In der dritten Wettfahrt erreichten wir immerhin Platz 5 (ich) und Platz 11 (Anne). Ryszard wurde erneut Zweiter – ein starker Gegner!

Der Zwischenstand: Platz 3!

Nach dem ersten Regattatag konnte ich es kaum fassen: Ich lag in der Gesamtwertung auf Platz 3! Allerdings mit nur 1, 2 bzw. 3 Punkten Vorsprung auf meine Verfolger. Eigentlich war mein Ziel „vordere Hälfte“, also Platz 7 – das erschien mir realistisch. Den dritten Platz strich ich daher erstmal wieder aus meinem Kopf, vor allem wenn man bedenkt, dass mit Ryszard, Max Trommer und Harald Weichert noch absolute Profis im Feld waren. Im Prinzip waren so ziemlich alle Teilnehmer in vergangenen Regatten sonst vor mir.

Erwähnenswert war auch die sehr aufmerksame Jury – es wurde mit Vorwindkurs gesegelt, Pumpen war ausdrücklich untersagt. Und tatsächlich: Auf dem Schiedsrichterboot ging plötzlich die gelbe Flagge hoch. „Zwo Zwo Zwo!“ wurde gerufen – Segelnummer 222 hatte wohl doch zu kräftig an der Schot gezogen und musste einen 360°-Kringel drehen. Ganz schön streng!

Am Hafen wurden wir dafür mit Kaiserwetter belohnt. Die Sonne schien, es gab Freibier und ein kleines – vielleicht etwas zu übersichtliches – Buffet. Mein Hunger wurde jedenfalls etwas unterschätzt. 😉 Zusätzlich war ich noch in eine Protestverhandlung verwickelt. Wie vor Gericht wurde in einem kleinen Raum der Vorfall an der Luvtonne verhandelt: Herr Deutschmann auf Backbord-Layline wurde durch ein steuerbordwendendes Boot behindert, das auch noch die Tonne berührte und keinen Kringel drehte. Ergebnis: DNF für den Widersacher.

Sonntag: Volle Power!

Am Sonntag ging’s nochmal richtig zur Sache: 15 bis 20 Knoten Wind, in Böen bis 25. Deutschi kommentierte trocken:

„Ah ja, ist ja schon wieder etwas abgeflaut.“ (Ein Spruch, der Erinnerungen an den Wannseepokal weckt, als uns der Wind beinahe die Boote zerlegte.)

Jürgen Deutschmann

Ich hatte ordentlich Erfolgsdruck und noch im Kopf, vielleicht doch auf dem 3. Platz bleiben zu können. Mein Start war – aus meiner Sicht – perfekt: Mit Tempo als Zweiter vom Startboot gesehen und Platz nach Lee bei 0 über die Linie. Jetzt hieß es: Körpergewicht raus, Boot flach halten und Geschwindigkeit machen! Ich kämpfte mich durch die Wellen, lag mal auf Platz 3, mal auf 5 oder 7. Am Ende der letzten Kreuz kam ich tatsächlich als DRITTER ins Ziel. Ich konnte es kaum fassen – was für ein Moment!

Nun hieß es: Bangen und Hoffen, dass Anne eine gute Platzierung ins Ziel bringt. Sie fährt mittlerweile mit astreiner Grundgeschwindigkeit und sieht am Wind aus wie aus dem Lehrbuch. Einzig das Wenden fällt ihr noch schwer – Umstellung aufs neue Boot und der Wechsel von Decksklemmen zu einem Fußblock brauchen eben Eingewöhnung. Dazu kam der starke Wind – keine einfache Kombination.

Zurück im Hafen begann das übliche Packen. Ich war superhappy – irgendwie ging das Einpacken heute besonders leicht von der Hand. Bei der Siegerehrung wurde Harald Weichert als Erster, Max Trommer als Zweiter und ich tatsächlich als Dritter gekrönt. Es wurde noch ein Bierchen getrunken und die Vorfreude auf das nächste Mal war schon wieder da.

Fazit:

  1. Ein gut gepflegtes Boot – ohne Experimente – ist Gold wert.
  2. Auch mit Platzierungen wie 3, 8, 4, 2 kann man am Ende Dritter werden. Auch bei den anderen läuft nicht immer alles rund.
  3. Glück gehabt, dass es keine 5. Wettfahrt mit Streicher gab – sonst wäre Ryszard wohl weit vor mir gelandet.
  4. Wir müssen trainieren!
    Ich: Oberschenkel, Starts und Taktik im Gesamtfeld
    Anne: Wenden und starten
  5. Danke lieber Max für Deine Unterstützung während des vergangenen Trainingswochenendes und auch beim Event hier.

Hier die Platzierungen und alle Bilder:

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