Der Artikel in der Lausitzer Rundschau über die Arbeiten an der Vorsperre in Bühlow machte mich neugierig. Es wurde berichtet, dass neue Anlagen aufgebaut worden sind und die zyklische Beräumung der Vorsperre nun begonnen hat. Bereits vor 2 Jahren war ich vor Ort und habe mir die Situation angeschaut. Zeit für dieses Update.
Wir rufen uns nochmal ins Gedächtnis, dass die Talsperre Spremberg mittlerweile eine äusserst wichtige Funktion für die Wasserqualität der Spree hinter ihr flussabwärts in Richtung Cottbus und Berlin hat. Oberhalb der Talsperre nimmt die Spree allerhand Eisenoxid auf, das sich in Folge der ehemaligen Tagebaue rund um die Spree gebildet hat. Wie verheerend dies aussehen kann, sehen wir im folgenden Bild, welches ich in Spremberg aufgenommen habe.
Nachdem die Spree durch das Vorstaubecken und das Hauptbecken der Talsperre Spremberg geflossen ist, sieht es in Cottbus dann wie auf dem unteren Bild aus. Beide Bilder sind übrigens NICHT nachbearbeitet worden. Es sieht dort wirklich so aus. Das unter Bild ist von der Sanzebergbrücke in Sandow aufgenommen worden.
Doch nun zu unserem Ausflug. Gemeinsam mit Sportfreund Uwe machten wir uns zu Fuß auf den Weg, um die Vorsperre zu umwandern und die Maßnahmen von Nahem zu sehen. Auf den folgenden Satellitenbildern hab ich unsere Route markiert.
Unsere Tour begann am Storchennest, einem kleinen Gasthof in Bühlow. An der westlichen Seite entlang, Richtung Süden, konnten wir die ersten Blicke auf die gegenüber aufgebauten Anlagen werfen. Erneut kam mir die orange-braune Färbung des Wassers oberhalb der Hauptsperre sehr ungewohnt und synthetisch vor. Am Eingang der Vorsperre konnten wir die “Leitwerke” sehen, welche die Strömung der Spree auf die gesamte Breite der Vorsperre verteilen sollen. Diese Leitwerke erfüllen noch einen weiteren Zweck. Am Eingang sind Zuleitungen angebracht, durch die sogenanntes Flockungsmittel zugegeben wird.
Dieses Flockungsmittel bewirkt, dass sich das Eisenoxid bindet und verklumpt. Da es nun nicht mehr fein im Wasser gelöst ist, sinkt es schon in der Vorsperre auf den Grund. Es wird damit der Zweck der Vorsperre, das zufliessende Wasser von mitgeführten Verunreinigungen zu befreien, unterstützt. Das Eisenoxid setzt sich schneller ab und kann kontrolliert abgesaugt und weiter recycelt werden (Dazu weiter unten mehr).
Weiter ging es in südlicher Richtung zur Mühle. Dort gibt es an der Brücke Spremberg-Wilhelmsthal eine Bekalkungsstation. Hier wird ebenfalls Flockungsmittel zugegeben. Ehrlich gesagt, hatte ich mir die irgendwie solider vorgestellt. Optisch handelt es sich derzeit um eine gesperrte marode Fußgängerbrücke. Neben Ihr eine Anlage, eingezäunt mit einem Bauzaun, die das Flockungsmittelgemisch vorbereitet. Dieses wird dann über Rohre, die an den Brückenpfeilern befestigt sind, in die Spree geleitet.
Die Brücke war zwar gesperrt, doch wir trauten uns trotzdem darüber, da sie schon von anderen freundlichen Fußgängern begehbar gemacht wurde. Wir waren nun auf dem Rückweg und gingen auf der östlichen Seite zurück Richtung Norden. Noch war die Spree tiefbraun/ocker-Farben. Immer wieder wird mir bewusst, welches Glück wir Cottbuser haben. Bei Eis Greschke am Ufer sitzen, ein Eis essen und auf eine saubere Spree schauen. Kaum zu glauben, dass man dieses Wasser wieder sauber bekommt.
Am Vorstaubecken angelangt, vorbei an den Leitwerken sahen wir gleich den Saugbagger. Dieser saugt vom Grund das abgestandene Eisenoxidgemisch ab und transportiert es über das schwimmende Rohrsystem zur Annahmestelle an Land.
Wie das dort funktioniert, weiß ich allerdings nicht genau. Ob es dort nochmal behandelt/gefiltert wird, oder gleich direkt in die Absetzbecken gepumpt wird, ist unklar. Fakt ist jedoch, dass die abgebaggerten Substanzen, samt des mitgenommenen Wassers, in die Absetzbecken geleitet werden. Diese sind über der Höhe des Spreewasserspiegels gebaut. Dadurch trocknet das Becken über kurz oder lang aus. Übrig bleiben dann nur die festen Partikel. In den Sommermonaten kann man dann sehen, wie mit einem Bagger in diesen Absetzbecken das abgetrocknete Gemisch auf LKWs verladen und abtransportiert wird.
Alles in Allem funktionieren die Maßnahmen. Seit mehreren Jahren passiert nun kontinuierlich etwas und es werden Anstrengungen unternommen, die Belastung in Grenzen zu halten. Das Thema ist jedoch vielschichtig. Zum Beispiel funktioniert die Vorsperre nur gut, solange die Fliessgeschwindigkeit der Spree nicht über ein gewisses Limit ansteigt. Passiert das, haben die Stoffe im Wasser nicht genügend Zeit sich abzusetzen und landen zum Großteil in der Hauptsperre. Das führt dazu das diese belastet wird. Die Hauptsperre kann jedoch nicht beräumt werden. Dazu müsste man sie ja ablassen, und ich kann mir nicht vorstellen wie dort Bagger drin arbeiten sollen. Das Gelände ist ja dann viel zu groß. Wohlmöglich würde dabei die Natur stärker geschädigt als bereinigt.
Für alle, die in Spremberg wohnen, mein Beileid. Es ist ein Jammer, welche schlimmen Nachwirkungen der Bergbau hier hinterlässt. Es wird aus meiner Sicht noch Jahre dauern bis dort an einen Zustand mit “brauchbarer” Wasserqualität zu denken ist.
Zum Abschluss nochmal alle Bilder:
Vielen Dank für den Bericht. Bin Spremberger, aber dort nicht mehr wohnhaft. Immer schön, wenn es Berichte aus der Heimat gibt.
Diskussion dazu auch hier: https://www.facebook.com/groups/spremberg/permalink/2722412437794609/