Ein Interview mit Artem Haidai
Artem ist seit zwei Jahren in Deutschland. Geboren und aufgewachsen ist er in der Ukraine. Im vergangenen Jahr stieg er in den ILCA/ Laser und mag seitdem nicht mehr raus. In diesem Jahr ging es für unsere Nachwuchssegler:innen im Opti und ILCA zum ersten Mal zu einer großen Auswärtsregatta. Mika, Oskar, Pia, Phillip und Artem gingen in Blossin zur Landesjugendmeisterschaft an den Start. Alle erlebten ein kräftezehrendes, aber spannendes Segelwochenende. Ein herzliches Danke geht an dieser Stelle an die Segeleltern und Trainer raus, die die Teilnahme dank Organisation und Fahrdienste möglich machten. Artem kam nach diesem Wettfahrwochenende als überraschender Vize-Landesjugendmeister in unseren Heimathafen. Ein Grund mehr Ihn euch hier mal vorzustellen.
Wenke: Lieber Artem, du bist ja in diesem Jahr Vize-Landesjugendmeister der Brandenburger Segler geworden. Herzlichen Glückwunsch!
Artem: Danke.
Wenke: Erzähle mal, wie bist Du zum Segeln gekommen?
Artem: Ich bin zum Segeln durch meinen Freund Sascha gekommen. Vor 2 Jahren hat er mich gefragt, ob ich Lust hätte mit ihm auf seinem CAT als Vorschoter zu segeln. Ich habe es probiert und es hat mir sehr viel Spaß gemacht! Vor der 2023-Segelsaison habe ich mich an dieses Abenteuer erinnert und habe beschlossen, dass ich es wieder mal versuchen soll. Ich bin dann dem Verein beigetreten und habe im Mai 2023 angefangen mit ILCA 6 zu segeln.
Wenke: Was fasziniert Dich am Segeln?
Artem: Was mich am Segeln fasziniert, ist dass man auch gegen stärkere, und vielleicht erfahrenere Segler gewinnen kann, denn Jeder nutzt seine Erfahrung unterschiedlich aus. Auf dem Boot ist nicht nur die körperliche Fitness wichtig, sondern auch das taktische Denken, Fähigkeit sich an die Windbedingungen anzupassen, das Boot pflegen und niemals aufgeben. Und das liebe ich.
Wenke: Warum ist Segeln das Hobby/ der Freizeitsport? Was macht es so besonders?
Artem: Jeder möchte manchmal den Kopf befreien und einfach Spaß haben, egal ob allein oder mit Freunden. Dabei können natürlich auch viele andere Freizeitbeschäftigungen helfen, aber Segelsport ist für mich etwas Besonderes wegen der Umgebung, wegen der Menschen, die man kennenlernen kann und die die gleichen Zieleverfolgen: Spaß haben, miteinander reden, in der Natur Sport betreiben… Aber das allerstärkste Argument ist das Regattasegeln! Das macht mir am meisten Spaß. Die Möglichkeit, gegen andere Segler bei gleichen Voraussetzungen zu kämpfen und alles für das beste Ergebnis zu geben ist das wichtigste.
Wenke: Worauf freust Du Dich noch in dieser Saison?
Artem: Natürlich freue ich mich noch auf das Trainingslager in Warnemünde und auf die Schwielochseepokalregatta, die gleich danach kommt. Ich möchte an so vielen Regatten wie möglich teilnehmen und neue Erfahrungen sammeln. Und natürlich freue ich mich noch auf viel Wind im Herbst!
Wenke: Erzähl doch mal Deine Segelstory, die Dich sehr beeinflusst oder beeindruckt hat.
Artem: Was mich beeinflusst hat, war das Segelcamp bei uns im Hafen im Sommer 2023. Über 2 Wochen waren wir jeden Tag aufm Wasser, In dieser Zeit haben wir alles auf dem Wasser erlebt… Kein Wind bis Windstärke 7bft, Sonne und Regen, aber niemals hat der Spaß nachgelassen, zumindest bei mir. Bei diesem Camp habe ich auch festgestellt, dass ich im Segelsport noch sehr viel entdecken kann und will.
Wenke: Was willst Du denn nochmal ausprobieren? Gibt es was, was Du auch noch ausprobieren möchtest?
Artem: Bei Windstärke 8 rausfahren… Nein! Spaß, das hält das Boot vermutlich nicht aus. Ich werde bald schon eine von den Sachen ausprobieren, nämlich auf dem Meer mit dem Laser zu segeln. Ich hoffe, das wird eine schöne Erfahrung ohne Seekrankheit. Ich würde auch sehr gerne an Regatten mit den Feldern von über 100 ILCAs teilnehmen. Das Ziel ist einfach mit jeder Regatta besser zu werden und auch bei Niederlage die Motivation nicht zu verlieren und bei den nächsten Wettfahrten noch energischer angreifen.
Wenke: Wenn Du Dich mit dem Boot bewegst, was ist Dein Lieblingsmanöver?
Artem: Bei leichtem Wind ist das definitiv die Rollhalse. Bei diesem Manöver kann ganz schnell etwas schiefgehen, aber dafür sieht es spektakulär aus und man gewinnt dadurch kurzfristig mehr Geschwindigkeit.
Wenke: Hast Du ein Lieblingszitat oder ein Spruch als Motivationsmotto?
Artem: Ich denke oft daran: “Das Segelboot verzeiht keine Faulheit” Das habe ich schon bei der LJM in Blossin erlebt. Bei der Leine, die den Ausreitgurt hält, hat sich der Knoten gelöst und ich konnte bei der Windstärke 4 nicht mehr ausreiten. Das war bitter. Jetzt gucke ich immer auf jede Leine, überprüfe jeden Knoten, prüfe wie der Verklicker befestigt ist, wie es mit dem Ruder aussieht usw. Jede Kleinigkeit ist wichtig und macht was aus. Da kann man nicht denken: „Ja gestern hat es die vier Wettfahrten gehalten, heute werden die zwei schon gehen.“ Man muss sich um das Material kümmern. Mein Boot ist mein Partner, auf den ich mich auf dem Wasser verlassen will.
Wenke: Das klingt auf jeden Fall nach einem guten Tipp! Wo siehst Du Dich in zwei Jahren? Da bist Du dann fast 18 Jahre alt!
Artem: Da sehe ich mich noch im Segelsport. Hoffentlich werde ich dann noch Schule mit Hobby gut kombinieren können und werde bis dahin etwas mehr als den Titel Vizelandesmeister erreichen. Ich möchte auch gerne den Verein unterstützen, indem ich als Übungsleiter für die Jüngeren im Training auftreten werde, wenn ich das darf und die entsprechende Erfahrung dafür haben werde. Segelsport war und bleibt die Sache, mit der ich mich vom Alltag kurz abschalten kann und es ist schon schön sowas zu haben.
Wenke: Was möchtest Du in den zwei Jahren noch erleben bzw. was hättest Du gern in zwei Jahren für Dich eingesackt?
Artem: Ich möchte, dass ich in den zwei Jahren noch so viel Spaß am Segeln habe wie jetzt und das ich die Ziele, die ich setzen werde auch erreiche. Einfach mein Bestes geben, Erfahrung sammeln und gewinnen.
Wenke: Ich danke Dir, das war meine letzte Frage. Ich wünsche Dir viel Spaß und drücke Dir die Daumen für die kommenden Erfahrungen.